Bereitstellungsszenarien
In diesem Thema werden unterschiedliche Möglichkeiten zur Erstellung der Architektur einer ArcGIS for Server-Site erläutert, die auf unterschiedliche Kapazitäten und Verfügbarkeitsanforderungen zugeschnitten sind.
Die folgenden Begriffe werden verwendet, um die einzelnen Bereitstellungsszenarien zu erklären:
- Site: Eine Site besteht aus mehreren Komponenten, wie einem GIS-Server und ArcGIS Web Adaptor, die optional auf mehrere Computer verteilt werden können, um so die Rechenleistung zu erhöhen. Eine detaillierte Beschreibung finden Sie unter Aufbau einer ArcGIS for Server-Site.
- GIS-Server: Die Hauptkomponente der Site bearbeitet die Anfragen, die an die GIS-Web-Services übermittelt wurden. Über den GIS-Server können Karten gezeichnet, Werkzeuge ausgeführt, Bilddaten bereitgestellt und viele weitere von ArcGIS bereitgestellte Vorgänge durchgeführt werden.
- ArcGIS Web Adaptor: Eine optionale Komponente, die die Konfiguration eines Web-Einstiegspunktes zu Ihrer Site ermöglicht. Sie wird in den Webserver integriert und verteilt eingehende Anfragen an die GIS-Server. Weitere Informationen finden Sie unter Informationen zu ArcGIS Web Adaptor.
- Serververzeichnisse: Eine Gruppe von Verzeichnissen, die bestimmte Dateitypen beinhalten, die die Services unterstützen. Diese Dateien beinhalten Caches, Suchindizes und Ergebnisse von Geoverarbeitungsaufträgen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Serververzeichnisse.
- Konfigurationsspeicher: Ein Speicherort, der Konfigurationsinformationen wie die Liste der GIS-Server enthält, die an dieser Site beteiligt sind. Der Konfigurationsspeicher muss für den ordnungsgemäßen Betrieb der Site zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie unter Info zum Konfigurationsspeicher.
- Daten: Daten, die Web-Services wie Feature-Classes, Werkzeuge, Bilddaten und Locators unterstützen. Weitere Informationen finden Sie unter Bereitstellen der Daten für ArcGIS for Server.
Die folgenden Szenarien sind als Orientierungshilfen gedacht, die beim Erstellen der ArcGIS for Server-Site zu berücksichtigen sind. Sie könnten die Site genauso konfigurieren, wie es in einem dieser Szenarien dargestellt wird, diese Konfigurationen sind jedoch flexibel und können an Ihre speziellen Anforderungen und Hardwareressourcen angepasst werden.
Entwickler-Sandbox-Site
Wenn Sie mit ArcGIS for Server lediglich entwickeln und experimentieren, können Sie GIS-Server einfach installieren, ohne einen Webserver oder Web Adaptor zu installieren.
In diesem Szenario wird die Site mit einem GIS-Server konfiguriert. Die Daten, Serververzeichnisse und der Konfigurationsspeicher sind lokal auf dem GIS-Server gespeichert. Zum Einrichten einer kleinen Instanz einer Geodatabase auf dem GIS-Server empfiehlt sich die Verwendung einer PostgreSQL-Datenbank.
Clients greifen auf die Entwickler-Sandbox-Site zu, indem Sie eine direkte Verbindung über HTTP zum GIS-Server an Port 6080 herstellen. Die URL zu dieser Site wäre beispielsweise http://myserver:6080. Der GIS-Server hostet ausschließlich Services; in dieser Konfiguration ist kein Webserver zum Hosten von Webanwendungen vorhanden.
Anwendungsfälle und Vorteile der Entwickler-Sandbox-Site
Diese Konfiguration ist ideal zum Erstellen von Prototyp-Services und zum Testen von isolierten Sandboxes. Die Installation und Verwaltung ist relativ einfach.
Nachteile der Entwickler-Sandbox-Site
Diese Konfiguration ist nicht sehr sicher, da ArcGIS for Server Manager und das ArcGIS for Server-Administratorverzeichnis über den gleichen Port bereitgestellt werden, über den alle Benutzer auf die Services zugreifen. Darüber hinaus kann diese Konfiguration keine Webanwendungen hosten und es steht keine Failover-Option zur Verfügung, wenn der GIS-Server offline geht.
Site mit einem Computer
Die einfachste und für eine Produktions-Site geeignete Konfiguration ist die Bereitstellung eines GIS-Servers über Web Adaptor.
Web Adaptor wird empfohlen, damit eingehende Anfragen an den eingerichteten Webserver weitergeleitet werden können. Dadurch erhalten Sie mehr Sicherheitsoptionen und die Möglichkeit, Webanwendungen zu hosten. Wenn Ihre Ressourcen knapp sind oder nicht viele Anfragen gleichzeitig bearbeitet werden müssen, können Sie den GIS-Server und Web Adaptor auf demselben Computer installieren. Auf diesem Computer muss auch ein Webserver installiert sein.
Die Site in der Abbildung unten wurde beispielsweise mit einem Web Adaptor an Port 80 konfiguriert und kann über die URL http://myserver aufgerufen werden. Web Adaptor leitet eingehende Client-Anfragen an den GIS-Server an Port 6080 weiter. Serveradministratoren sollten sich bei Manager oder dem Administratorverzeichnis über Port 6080 anmelden.
Sie können die Architektur der Site so erstellen, dass Teile der vorhandenen IT-Infrastruktur Ihrer Organisation genutzt werden. In der Abbildung unten wurde Web Adaptor von einem Webserver an einen separaten Computer ausgelagert. Entsprechend wurden die Daten, Serververzeichnisse und der Konfigurationsspeicher auf einem speziellen Datenserver gespeichert. Dies zeigt, dass der Begriff "Site mit einem Computer" technisch gesehen "Site mit einem GIS-Server" bedeutet.
Für Organisationen, in denen der Webserver andere Administratoren oder Zugriffsrichtlinien aufweist als der GIS-Server, kann es hiflreich sein, den Webserver auf einen eigenen Computer zu installieren.
Wenn Sie die Daten auf einem separaten Computer speichern, können Sie der Site GIS-Server hinzufügen bzw. von der Site entfernen, ohne dass es zu einer Unterbrechung der Datenpfadeinstellungen kommt. Wenn Sie die Serververzeichnisse und den Konfigurationsspeicher auf einem redundanten Netzwerkspeichergerät speichern, werden die Möglichkeiten der Sicherung und der Wiederherstellung dieser Ressourcen verbessert.
Anwendungsfälle und Vorteile einer Site mit einem Computer
Die in der Abbildung oben dargestellte Site mit einem Computer und einem Web Adaptor ist ideal für eine kleine Anzahl von gleichzeitigen Benutzern. Sie ist ebenso nützlich in Entwicklungs- oder Testreihenszenarien, bei denen zusätzliche Sicherheit bzw. das Hosten von Webanwendungen gewünscht wird. Die Site mit einem Computer ist relativ einfach zu konfigurieren und kann in die vorhandene Webserver- und Datenspeicherarchitektur integriert werden.
Nachteile einer Site mit einem Computer
Die Site mit einem Computer verfügt über keine Failover-Funktionen, wenn der GIS-Server offline geht. Zudem ist die Kapazität des GIS-Servers auf die physischen Hardwareeigenschaften des einzelnen Computers begrenzt.
Site mit mehreren Computern
Eine Site kann mehrere GIS-Server umfassen, um erhöhten Datenverkehr zu handhaben oder eine Sicherung bereitzustellen, wenn einer der GIS-Server offline geht. Die folgende Abbildung zeigt die einfachste Art der Konfiguration einer Site mit mehreren GIS-Servern. Web Adaptor erkennt die GIS-Server, die an der Site beteiligt sind, und leitet Anfragen nach dem Roundrobin-Prinzip an sie weiter. Die GIS-Server verteilen Anfragen gewissermaßen untereinander.
Es gibt zwei Strategien zum Speichern von Daten, wenn mehrere GIS-Server verwendet werden. Beim oben dargestellten Ansatz werden die Daten an einem zentralen Speicherort aufbewahrt, der für jeden GIS-Server sichtbar ist. Die Daten müssen an einem Ort verwaltet werden, und diese Konfiguration wird empfohlen, wenn Sie über eine gute Intranetverbindung verfügen.
Beim nachfolgend dargestellten Ansatz für Datenspeicherung wird eine lokale Kopie der Daten auf jedem GIS-Servercomputer unter einem identischen Pfad gespeichert. Diese Strategie reduziert Netzwerkaufrufe und kann die Performance steigern, wenn die Geschwindigkeit der Intranetverbindung gering ist. Es ist jedoch schwierig, große, sich häufig ändernde Datasets in dieser Architektur zu verwalten.
Wenn die Anforderungen in einem der oben dargestellten Szenarien steigen, können der Site zusätzliche GIS-Servercomputer entweder manuell oder automatisch (durch Skripte) hinzugefügt werden. Diese Architektur eignet sich gut für eine Cloud-Computing-Umgebung, in der einzelne GIS-Server jederzeit zur Site hinzugefügt oder aus ihr entfernt werden können.
Nutzung der Vorteile von Clustern
Große Sites mit zwei oder mehr GIS-Servern können die Vorteile von Clustern nutzen. Ein Cluster ist eine Gruppe von GIS-Servern, die zur Ausführung einer bestimmten Teilmenge von Services konfiguriert wurden. In der Abbildung unten könnte Cluster A potenziell für die Ausführung von Karten-Services und Cluster B (mit höherer Rechenleistung) für die Ausführung von Geoverarbeitungs-Services konfiguriert werden.
Einige Serveroperationen, wie beispielsweise Batch-Geokodierung, sind sehr CPU-intensiv. Die Verwendung von Cluster-Servern für diese Art von Operation trägt dazu bei, dass andere Computer in Ihrer Site ausreichend Ressourcen frei haben, damit die verbleibenden Services unbeschränkt online bleiben können.
Cluster sind auch nützlich, wenn Sie über ungleichartige Hardwareressourcen verfügen. Beispielsweise könnte ein älterer oder langsamerer Server in einem eigenen Cluster platziert werden, um Aufträge mit niedrigerer Priorität auszuführen.
Weitere Informationen hierzu finden Sie unter GIS-Server-Cluster.
Verwenden mehrerer Webserver
Um eine hohe Verfügbarkeit Ihrer Site sicherzustellen, können Sie auch auf der Webserverebene für Redundanz sorgen. In der Abbildung unten fungieren die zwei mit Web Adaptor installierten Webserver als identische Einstiegspunkte für die Site an Port 80. Auf diese Weise wird der Betrieb der Site gewährleistet, falls es bei einem der Webserver zu einem ungeplanten Ausfall kommt. Dabei kann auch die Auslastung des ersten Webservercomputers reduziert werden.
Anwendungsfälle und Vorteile einer Site mit mehreren Computern
Die Site mit mehreren Computern ist ideal für Bereitstellungen in großen Unternehmen geeignet, die mehr Benutzer bedienen als ein einzelner Computer handhaben kann. Diese Architektur kann auf eine beliebige Anzahl von Computern erweitert werden, wodurch die Rechenleistung der Site multipliziert wird. GIS-Server können je nach Benutzerbedarf hinzugefügt werden. Dies ist in Cloud-Umgebungen wie Amazon EC2 nützlich, die eine automatische Skalierung auf Basis von Nutzungsstatistiken bieten.
Die Site mit mehreren Computern ist ebenso für Sites geeignet, die sich keine Ausfallzeiten erlauben können. Wenn ein GIS-Server offline geht, gewährleisten die anderen GIS-Server die Fortsetzung des Betriebs der Site.
Nachteile einer Site mit mehreren Computern
Die Site mit mehreren Computern erfordert ein umfangreicheres Setup und natürlich mehr Hardwareressourcen. Da die Site den Betrieb problemlos fortsetzen kann, wenn ein GIS-Server offline geht, muss der Serveradministrator einen eigenen Überwachungs- oder Warnungsplan einrichten, um festzustellen, ob ein Computer nicht mehr verfügbar ist.
Zusammenfassung
ArcGIS for Server ist für große und kleine Bereitstellungen ausgelegt. Wenn Sie mit der Zusammenstellung der Site beginnen, können Sie im kleinen Umfang beginnen und alle Komponenten auf einem Computer installieren. Wenn Sie sich auf die Bereitstellung einer Produktions-Site vorbereiten oder mehr Benutzer handhaben müssen, können Sie weitere GIS-Server hinzufügen. Sie können die Site auch in eine vorhandene IT-Infrastruktur integrieren, indem Sie einen eigenen Unternehmens-Webserver (über Web Adaptor) oder Datenserver verwenden. Zudem können viele der Komponenten in der ArcGIS for Server-Architektur dupliziert oder parallel ausgeführt werden, um eine einzelne Schwachstelle zu vermeiden.